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Bruno Sawatzki - Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2024 (Bericht vom 23.09.2024)

Bruno Sawatzki - Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2024 (Bericht vom 23.09.2024)

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Bruno Sawatzki - Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2024

Bruno Sawatzki - Der nachdenkliche Meister

Erst beim Final der Schweizer Bergmeisterschaft 2024 verteidigte Bruno Sawatzki den Titel. Freude kam bei dem in Balzers, Liechtenstein, wohnhaften Champion aber vorerst nicht auf.

Ein Bericht von Werner J. Haller *

Dass die Titelverteidigung in der Kategorie Tourenwagen der Schweizer Bergmeisterschaft kein Kinderspiel sein würde, das hatte Bruno Sawatzki geahnt. Dass sein zweiter Titel nach 2023 für derart viel Gesprächsstoff sorgen würde, kam hingegen überraschend. Vor dem Saisonstart hatte Sawatzki zugegeben, dass er erst mit der neuen Rolle klarkommen müsse: 'Ich bin nicht mehr der Jäger, ich bin nun der Gejagte.' Am Ende der Saison hatte Sawatzki die Konkurrenz wie im Vorjahr hinter sich gelassen, aber Freude kam beim Porsche-Piloten nicht auf: 'So macht es keinen Spass, Meister zu werden …' Die sieben Läufe zur diesjährigen Schweizer Bergmeisterschaft zwischen Mitte Juni und Mitte September waren für Bruno Sawatzki eine Achterbahnfahrt.

Sawatzki ist ein ruhiger Typ, aufgebracht trifft man den 53-Jährigen im Fahrerlager nie an. Aber nervös war er, als er Mitte Juni beim Saisonauftakt zur Schweizer Bergmeisterschaft in Hemberg, Kanton St. Gallen, am Start stand. 'Marcel Steiner, schon mehrmals Schweizer Meister bei den Rennwagen, hat mir bestätigt, dass ein Titelgewinn etwas mit einem anstelle. Ja, ich habe Druck, weil ich mich erst an meine Rolle gewöhnen muss.' Seine Sorge war unbegründet, in Hemberg hatte Sawatzki die Konkurrenz souverän im Griff. Um fast drei Sekunden hatte er den Porsche-Markenkollegen Jean-Paul Chiquita beim Auftaktrennen auf Platz zwei der Interswiss-Kategorie verwiesen. Eine Woche später, beim zweiten Lauf in La Roche, Kanton Freiburg, distanzierte Sawatzki den zweitplatzierten Audi-Konkurrenten Dominic von Rotz gar schon um über acht Sekunden. Der Titelverteidiger war auf Kurs.

In Reitnau, Kanton Aargau, kam Bruno Sawatzki davon ab. Beim dritten Lauf zur Schweizer Bergmeisterschaft schrieb Sawatzki den einzigen Nuller der Saison. Wegen eines Fahrfehlers flog er im ersten von drei Rennläufen ab. 'Das rechte Hinterrad war auf eine Grasnabe gekommen. Weil auf den Hinterrädern so viel Grip herrscht, bin ich abgeflogen', erklärte er später. Im zweiten Durchgang setzte Sawatzki an zur Aufholjagd, die 57.77 Sekunden waren an diesem Tag die schnellste Rennzeit in seiner Kategorie. Letztlich war sie aber auch nicht entscheidend. Weil in Reitnau Regen einsetzte und sich die Unterbrechungen des Rennens in die Länge zogen, strich die Rennleitung den dritten Lauf. Sawatzki hatte deshalb keine zweite, gültige Laufzeit - bei Bergrennen werden jeweils die zwei besten von drei Laufzeiten für die Rangliste addiert -, und damit einen Nuller. Nach drei von sieben Saisonläufen führte somit Roger Schnellmann mit seinem Mitsubishi Lancer Evo 8 die Tourenwagen-SM an.

Bruno Sawatzki war gefordert: 'Ich muss nun bis zum Saisonende Resultate liefern, Fehler darf ich mir keine mehr erlauben.' Er nahm es sportlich, und sein Titelkonkurrent Schnellmann freute sich auf das Duell: 'Ich liebe diese Nervenspiele - vorausgesetzt, sie bleiben fair, das habe ich Bruno schon gesagt.' In Les Rangiers, Kanton Jura, und in Oberhallau, Kanton Schaffhausen, gewannen sie beide ihre Klassen. Sawatzki wusste, dass liefern allein nun nicht mehr reichen würde, um in den verbleibenden zwei Rennen am Gurnigel, Kanton Bern, und in Les Paccots, Kanton Freiburg, in der Gesamtwertung noch eine Wende herbeiführen und den Titel behalten zu können. 'Am Gurnigel muss ich in meiner Klasse den Rekord und damit die zwei Zusatzpunkte holen. Roger wird kaum darauf reagieren können.' Schnellmann wusste auch, dass er den Tourenwagen-Fabelrekord von Reto Meisel aus dem Jahr 2022 nicht brechen kann. Während Sawatzki am Gurnigel den Sieg holte und den Rekord aufstellte, ging Schnellmann im Regen unter. Zwar holte der Schwyzer den Klassensieg, aber tags darauf war klar, dass er wegen eines Schadens am Motor nicht beim Final in Les Paccots dabei sein würde.

Bruno Sawatzki würde im Freiburger Wintersportort demnach den Tourenwagentitel in der Schweizer Bergmeisterschaft verteidigen können, vorausgesetzt, er gewinnt seine Klasse. Der Porsche-Pilot hielt dem Druck stand, nach zwei von drei Rennläufen führte er die Zwischenrangliste an - bis Jean-Paul Chiquita im dritten Lauf völlig unerwartet eine Bestzeit fuhr und Sawatzki damit in der Klasse auf Platz zwei verwies. Der in Les Paccots abwesende Schnellmann war damit Tourenwagen-Champion, zumindest für ein paar Minuten. Chiquita stellte seinen Porsche nach dem Rennen nicht zur Kontrolle im Parc férme ab und fiel damit aus der Wertung, weshalb plötzlich Sawatzki wieder Meister war. 'Ich habe immer betont, dass dieser Titelkampf zwischen Bruno und Roger ausgetragen wird und ich nicht eingreife', erklärte Chiquita seinen Rückzug.

Bruno Sawatzki war es gar nicht mehr recht: 'So macht es keinen Spass, Meister zu werden …' Seine Stimmung verbesserte sich nicht, weil an den Folgetagen im Internet eine hitzige Diskussion um Fairness entbrannte. Sawatzki wendete sich deshalb an die Spitze des Verbands Auto Sport Schweiz (ASS). Paul Gutjahr, ehemals Chefkommissar der Formel 1, beruhigte Sawatzki. Was andere Fahrer täten, sei nicht seine Sache, meinte Gutjahr zu Sawatzki. Man kann sich auch fragen, was gewesen wäre, wenn Sawatzki in Reitnau nicht wegen Regens vom dritten Rennlauf abgehalten worden wäre oder wenn Schnellmann in Les Paccots hätte starten können.

'Paul Gutjahr bestätigte auch, was ich mir immerzu sagte: Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe dieses Jahr geliefert, ich habe die Vorgaben erfüllt - auf alles andere habe ich keinen Einfluss.' Und schon in Les Paccots hatte Bruno Sawatzki mit den Schultern gezuckt: 'Was soll’s! In einem Jahr kräht kein Hahn mehr danach. In den Geschichtsbüchern liest man dann nur: Bruno Sawatzki, Tourenwagengesamtsieger der Schweizer Bergmeisterschaft 2024.' Richtig.

* Zum Autor

Werner J. Haller ist Leiter des Ressorts Motorsport bei der Automobil Revue, einer Schweizer Wochenzeitschrift über alles Aktuelle und Wissenswerte aus der faszinierenden Welt des Automobils und der modernen Mobilität, unter anderem mit zahlreichen ausführlichen Berichten über Testfahrten und Vergleiche mit den neusten Modellen sowie einer monatlichen Beilage 'Classics' über historische Fahrzeuge.

Impressionen

Bildlegende

1 ) Bruno Sawatzki ist nach 2023 auch Schweizer Bergmeister der Tourenwagen 2024.

2 ) Bruno Sawatzki im Porsche 991.1 Cup beim Bergrennen in Les Paccots 2024

3 ) Bruno Sawatzki im Porsche 991.1 Cup beim Bergrennen in La Roche 2024

4 ) Bruno Sawatzki im Porsche 991.1 Cup beim Bergrennen am Gurnigel 2024